Unternehmen auf dem Weg zu Industrie 4.0

12.06.2017

Die vierte industrielle Revolution ist in vollem Gange. Doch welche Auswirkungen hat sie auf Unternehmen und was genau bedeutet Industrie 4.0 eigentlich. Darüber sprachen wir mit Bernhard Müller, Geschäftsleitung Industrie 4.0.

 

 

Herr Müller, wie würden Sie einem Laien erklären, was man unter Industrie 4.0 versteht?

Wichtig ist zunächst einmal, dass es bei Industrie 4.0 wirklich nur um die Industrie geht. Alles dreht sich um die Frage, wie ich Daten oder Informationen dazu benutzen kann, industrielle Prozesse zu verbessern, zu flexibilisieren und die Effizienz zu steigern. Industrie 4.0 ist ganz klar abzugrenzen vom Thema „Internet of Things“, das viel weiter gefasst ist. Dabei geht es um das Internet zu Hause, im Auto, in der Gesundheitsbranche.

 

Wie begegnet SICK den Veränderungen durch Industrie 4.0?

Bereits 2004 hat SICK seinen Unternehmensclaim „Sensor Intelligence.“ auf die damals erst in Ansätzen erkennbaren Veränderungen in der Automatisierungswelt ausgerichtet. Unser Claim formuliert seither die Fokussierung auf die technische Intelligenz weit über die reine Sensortechnik hinaus. Um dank einer Vielzahl an Daten effizienter, flexibler, ressourcenschonender und mit höherer Qualität produzieren und liefern zu können, müssen die Daten, die den Input der Prozessketten bilden, zuverlässig und robust sein. Nur mit gutem Datenmaterial können komplexe Systeme autonome Entscheidungen treffen: Ohne Sensorik keine transparente Auswertung der Daten.

 

Hat SICK die Produktpalette und die Produktionsprozesse der Industrie 4.0 angepasst?

Wir stellen uns die Frage, welche Auswirkung Industrie 4.0 auf die Sensorik hat und welche Funktionalitäten Sensoren haben müssen, die in einer Industrie-4.0-Umgebung eingesetzt werden sollen. Im Fokus stehen die Kommunikationsschnittstellen: Wir sind dabei, die Kommunikationsfähigkeit unser Sensoren auf die Notwendigkeiten von Industrie 4.0 zu erweitern, z. B. mit IO-Link, OPC UA.

 

Cloud, Internet of Things, Big Data… Wie weiß man, welche Daten innerhalb einer Datenflut die wirklich relevanten sind?

Meiner Meinung nach werden in Zukunft immer mehr intelligente Daten aus den Maschinen kommen müssen. Wenn aber eine große Datenwolke einfach nur vorhanden ist und keiner etwas damit anfangen kann, hilft das nicht weiter. Daten müssen so vorbereitet sein, dass der Anwender etwas damit machen kann. Wenn alle Sensoren in die Datenwelt hineinsprechen, erhält man unendlich viel Traffic. Deshalb sagt man, manche Sensoren müssen einmal pro Woche abgefragt werden, andere wiederum jede Mikrosekunde. Die Möglichkeiten, die durch die Benutzung dieser Daten aus der Wertschöpfungskette entstehen, werden die Wirtschaft generell verändern.

 

Sind Unternehmen nicht überfordert, wenn sie sich zusätzlich zum Tagesgeschäft auch noch mit diesen Dingen befassen müssen?

Die große Datenflut bedingt, dass die Daten analysiert und aufbereitet werden. Das Tagesgeschäft wird von dieser Analyse unterstützt, somit benötigt der Fabrikant letztendlich weniger Zeit, um Produktion und Auftragsbestände im Blick zu haben.

 

Welche Bedeutung sollte ein Unternehmen diesen Entwicklungen schenken? Wie kann sich der Unternehmer auf dem Laufenden halten?

Die Möglichkeiten, die sich durch diese Entwicklungen ergeben, bestimmen in Zukunft die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Dabei ist es zwingend notwendig, die Möglichkeiten, die dadurch für spezifische Unternehmen entstehen, genau zu beobachten. Der beste Weg ist, sich die möglichen Technologien in kleinen Schritten nutzbar zu machen.

 

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Christoph Müller 

Senior Vice President Product Management  Industrial Integration Space

Christoph Müller verantwortet Product Management und Marketing für das Global Business Center Industrial Integration Space und damit die SICK-Aktivitäten rund um vertikale Integration und datenbasierte Lösungen der Industrie 4.0. Zuvor leitete er bei SICK unter anderem die Bereiche Global Marketing and Communication sowie den Aufbau neuer Geschäftsfelder.

 

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