Hochzeit der Transponder

21.10.2016

Auch in der Fashion- und Bekleidungsbranche wird zunehmend digitalisiert. Die Möglichkeiten reichen von der Kennzeichnung der Ware über die Präsentation im Laden bis zur Verzahnung mit dem Webshop. Die GERRY WEBER Gruppe wird, wie im Rahmen des aktuellen Programms zur Neuausrichtung angekündigt, mit „FIT4GROWTH und darüber hinaus künftig noch stärker als bisher auf das Thema Digitalisierung setzen und Omni-Channel-Potenziale nutzen.

 

Gerry-Weber-RFID

 

Wichtige Voraussetzungen dafür hat das Unternehmen durch das neue Logistikzentrum und die veränderten logistischen Prozesse bereits geschaffen. Seit Dezember 2015 befindet sich das neue Logistikzentrum in Halle/Westfalen im Ravenna Park in der Hochlaufphase. Hieraus wird GERRY WEBER zukünftig seine Logistik in Eigenregie steuern.   Mit dem neuen Logistikzentrum werden die bisher dezentral angelegten Logistikstrukturen optimiert und an einem Standort gebündelt. Die sich derzeit für den Übergang noch in getrennten Lagern und bei Logistikpartnern befindliche Hänge- und Liegeware wird sukzessive im neuen Logistikzentrum zusammengeführt.

 

Teaser

 

Die Beschleunigung der Wertschöpfungskette innerhalb der Fast Fashion und die mit steigender Digitalisierung einhergehende Dynamik erfordern qualitative Daten und lückenlose Datentransparenz über die gesamte Wertschöpfungskette. Bereits 2009 startete GERRY WEBER ein Projekt für die Optimierung der gesamten internationalen Wertschöpfungskette. In diesem Projekt wurde RFID zur Optimierung der Logistikabläufe und der Prozesse im Einzelhandel sowie gleichzeitig als neue Form der Warensicherung eingesetzt. Im Laufe dieses Entwicklungsprozesses entstand die Idee für eine weitere Innovation: Das „normale Pflegeetikett wurde zum textilen RFID-Etikett erweitert, das Warensicherung, Herstellerangaben zur Pflege und den elektronischen Produktcode vereint. Dieser Code wird im neuen Logistikzentrum jetzt sogar „verheiratet.  

 

Nicht Jacke wie Hose: die richtige Ware am richtigen Ort

Für das vollautomatische Kommissionieren bzw. Identifizieren der Kleidungsstücke setzt GERRY WEBER RFID-Systeme von SICK ein. Das RFID-Gate-System RF-GOH für die Hängeware und das RFID-Tunnel-System RFMS Pro wurden gemeinsam mit Förderanlagenbauern konzipiert und in das neue GERRY WEBER-Logistikzentrum integriert. Weitere manuelle Kommissionierplätze sind mit RFID von SICK ausgerüstet.

 

Hängeware: Verheiratung der Transponder in der Adapter-Link-in-Station

Empfindliche Kleidung, die man zu Hause ebenfalls auf Bügeln aufbewahrt, wird hängend gelagert und kommissioniert. Damit kann ein möglicher Qualitätsverlust vermieden und gleichzeitig sichergestellt werden, dass die Kundin am Verkaufsort im Geschäft oder bei der direkten Anlieferung zu Hause „ausgehfertige Kleidungsstücke erhält.

 

Bügel-Rolladapter mit HF-Transpondern.

 

Für die vollautomatische Retourenabwicklung und die Kommissionierung von Hängeware bei möglichst kurzen Durchlaufzeiten der Aufträge mit hoher Kommissioniergenauigkeit sorgen im neuen GERRY WEBER-Logistikzentrum zwei, die gut miteinander können: ein UHF-Transponder im Kleidungsstück am Pflegeetikett und ein HF-Transponder im Rolladapter, bei dem der Bügel mit dem Kleidungsstück eingehängt ist.   „Im Wareneingang ist jedes Teil mit einem RFID-Transponder versehen. Nicht bei jedem Kleidungsstück ist das Pflegeetikett mit dem RFID-Transponder an der gleichen Stelle eingenäht. Daher muss eine Länge von etwa 1,80 m abgefragt werden, um die erste Quelle auszuwerten. Dieses erfolgt mit dem SICK-Gate, beschreibt Jürgen Dietsch, Director Logistics Systems bei der GERRY WEBER International AG, die Lösung. „Die andere Quelle ist ein kleiner Adapter, der oben im Rolladapter läuft mit einer eindeutigen Identifikationsnummer. Die Herausforderung besteht darin, die Zuweisung des Transponders in der Kleidung auf den HF-Transponder im Adapter zu realisieren, damit die Verheiratung stattfindet. Diese Daten können wir jetzt auslesen und zusammenführen - HF (High Frequency) und UHF (Ultra High Frequency) konsolidieren. Durch die Konsolidierung der Informationen über das Kleidungsstück mit der ,Ausweisnummer kann anschließend der Prozess automatisiert und insgesamt besser gestaltet werden. Sonst müssten wir einen solchen Tunnel an jeder Entscheidungsstelle einbauen. Das ist eine Kosten- und Platzfrage.

 

Das Gate-Track-and-trace-System RF-GOH

Das System RF-GOH wurde gezielt für die Identifikation mit RFID an Hängeförderanlagen entwickelt. Der intelligente Zuordnungsalgorithmus erlaubt die Lesung mehrerer RFID-Transponder gleichzeitig und berechnet dabei die Position jedes RFID-Transponders. Dadurch erfolgt die eindeutige Zuordnung der RFID-Transponder zur Hängeware - auch bei Objekten mit geringen Zwischenräumen auf dem Hängeförderer. Darüber hinaus detektiert und filtert das System die statischen Transponder in der Umgebung.   Basierend auf dem 4Dpro-Konzept von SICK lassen sich Barcodescanner und Lesegeräte zusätzlich in das System integrieren. So kann z. B. die Information des UHF-Transponders in der Kleidung mit der Information auf dem HF-Transponder am Hänger verknüpft werden. Das Gleiche gilt für die Fusionierung von UHF- mit Barcodedaten.   Herzstück des Systems ist der modulare Systemcontroller MSC800. Die in den Controller eingebundene Hardware mit integriertem Zuordnungsalgorithmus steht für besonders hohe Zuverlässigkeit. Relevante Daten aller integrierten Sensoren stehen über den MSC800 für das Steuerungssystem zur Verfügung.

 

Der Tunnel: Das Track-and-trace-System RFMS Pro liest sogar Handnotizen

 

Artikel wie Pullover, Shirts oder Accessoires werden liegend versendet. Alle angelieferten Liegewarenchargen in Kartons werden komplett über das Track-and-trace-System RFMS Pro von SICK getrackt. Durch das zuverlässige Lesen der Transponder im Tunnelgate werden in Versandkartons dicht gepackte Kleidungsstücke vollständig erfasst.   Mit dem Track-and-trace-System RFMS Pro kombiniert SICK bewährte und vielfach eingesetzte Komponenten und Sensoren zu einer innovativen Komplettlösung: dank 4Dpro von SICK integriert sich das RFMS Pro einfach in jede Applikation - auch im Verbund mit anderen Technologien zur automatischen Identifikation wie Laserscanner oder Kamera. Zusätzlich kann durch Integration einer Lösung zur Volumenmessung die Dimension des jeweiligen Objekts ausgegeben werden. Der Vorteil: Alle benötigten Daten werden über eine Einheit und eine Schnittstelle ausgegeben.   Darüber hinaus ermöglicht die hervorragende Bildqualität des integrierten kamerbasierten Codelesers ICR89x den Einsatz in OCR- und Videocodieranwendungen. „In den Tunneln befindet sich neben RFID-Schreib-/Lesegeräten noch eine OCR-Kamera für die Klarschriftlesung der Etiketten, z. B. von handschriftlichen Informationen wie Mengenangaben oder anderen Artikelmerkmalen bei Retouren, beschreibt Jürgen Dietsch die Anforderungen.


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Liegeware zu den Shops und Warenhäusern läuft über Pick-and-Pack-Systeme.[/caption] Die Liegeware zu den Shops oder Warenhäusern läuft über Pick-und-Pack-Systeme. Hier setzt GERRY WEBER UHF-RFID Schreib-/ Lesegeräte RFU62x von SICK ein. Der gut definierte und abgegrenzte Schreib-/Lesebereich eignet sich besonders für die automatische Identifikation bei kleinen Objektabständen. Hier wird die gescannte Ware direkt in den Ausgangskarton gelegt. Eine Pickto-light-Anzeige sorgt für die Zuordnung zum richtigen Karton. Schließlich verifiziert ein Kontrollscanning des Kartons den gewünschten Inhalt.   Das neue GERRY WEBER-Logistikzentrum befindet sich derzeit in der Hochlaufphase, in der stufenweise die Kapazitäten erhöht werden. Aktuell werden weitere Nebenfunktionen zugeschaltet, um die einzelnen Logistikprozesse noch weiter zu optimieren. Seit Sommer 2016 läuft das Logistikzentrum unter Volllast und wird voraussichtlich bis zu 30 Mio. Teile jährlich umschlagen. Die Kapazität kann bei Bedarf bis auf 37 Mio. Teile pro Jahr erhöht werden.

 

 

Beispiel für RFID-Anwendung: