Nur wenn eine Maschine das CE-Kennzeichen trägt und eine Konformitätserklärung vorliegt, darf der Hersteller sie im europäischen Wirtschaftsraum in Verkehr bringen. Die dafür notwendige CE-Kennzeichnung stellt einen aufwendigen Prozess dar, der fundiertes Know-how erfordert. Große, am Markt etablierte Maschinenbauunternehmen unterhalten dafür eigene Abteilungen. Doch wie können Junior OEMs und Start-ups diese Mammutaufgabe bewältigen? Das Software-Unternehmen IdentPro hat sich Unterstützung von SICK geholt.
Mammutaufgabe CE-Kennzeichnung erfolgreich bewältigt
Mehr Ressourcen für Kernkompetenzen
IdentPro entwickelte dafür eigene selbstfahrende Stapler, die sich als frei fahrende, nicht spurgeführte Systeme im Prinzip wie Stapler mit Fahrer verhalten (AMR). Mit der Vergabe von Transportaufträge findet das Fahrzeug einen Weg vom aktuellen Standort zum gewünschten Ziel – und transportiert dabei in der Regel Großladungsträger, wie Paletten, Gitterboxen oder Ähnliches. Erkennt der AMR während der Fahrt Hindernisse, wie ein stehendes Fahrzeug oder eine Palette, werden diese erkannt und wenn möglich umfahren. Das Fahrzeug berechnet daher den Navigationspfad situativ und passt diesen bei Bedarf in Echtzeit an.
Michael Wack ordnet diese Entwicklung ein: „Das alles ist in der Intralogistik noch relativ neu. Entsprechend stellte sich die Frage – welche Sicherheitstechnik braucht man dafür und wie macht man für solche Fahrzeuge eine belastbare CE-Kennzeichnung? Als Software-unternehmen ist das natürlich nicht unser Schwerpunkt und wir können Mitarbeiter nicht für Monate oder gar Jahre auf Schulungen schicken.“ IdentPro entschied, sich auf seine Kernkompetenz zu konzentrieren und bat deshalb SICK als erfahrenen Partner die Vorbereitung, Durchführung und die CE-Zeichenvergabe zu begleiten.
Zu Beginn der Zusammenarbeit diskutierte IdentPro mit den Zertifizierungs- und Sicherheitsexperten von SICK die grundsätzliche Aufgabenstellung. Daniel Salas, Key Account Manager Mobile Platforms bei SICK, erklärt die Ausgangssituation: „IdentPro kauft für die jeweilige Anforderung das beste am Markt verfügbare Basisgerät ein und rüstet es mit Software und mit notwendiger Sicherheitstechnik nach. Zum Softwarepaket gehört die IdentPro eigene Lokalisierung des Fahrzeugs auch in hochdynamischen Umgebungen und die autonome Navigation inklusive der Erkennung und Umfahrung von Hindernissen. Dazu kommen eine Ladungserkennung und die Bildung des digitalen Zwillings, plus die Sensoren, um die Höhe des Ladungsträgers zu erfassen. Das sind erhebliche Eingriffe am Fahrzeug, womit die ursprüngliche CE-Kennzeichnung des Fahrzeugs erlischt und eine Neuzertifizierung erforderlich wird.“
Obligatorischer erster Schritt – die Risikobeurteilung
Das Expertenteam von IdentPro und SICK startete mit der Risikobeurteilung unter Anwendung der EN ISO 12100. Die Fragestellungen dieser Analyse lauteten unter anderem: Wo lauern überall Gefahren für den Betreiber bzw. für den Mitarbeiter im Betrieb? Was kann alles schiefgehen? Und wie kann man auf diese Gefahren reagieren? Die Risikoanalyse ergab, dass für das freie Fahren eine besondere Sicherheitstechnik notwendig ist, die über die Anforderungen an ein übliches FTS hinausgehen. Dazu gehört beispielsweise die Rundumsicherung des Fahrzeugs, aber auch die Lastsicherung und Lasterkennung über Sensoren. Auf Basis dieser umfassenden Risikoanalyse erstellten die Experten das Sicherheitskonzept.
Zertifizierungsbegleitung als unabhängige Dienstleistung
Im nächsten Schritt entstand ein Verifikations- und Validierungsplan – welche Technik braucht man, wie setzt man sie ein und wie verifiziert man sie? Dabei ergab sich die Notwendigkeit für eine sichere Steuerungskomponente, die mit der Sicherheitssteuerung Flexi Soft von SICK realisiert wurde. Daniel Salas macht aber klar: „Die Begleitung ist grundsätzlich nicht auf Produkte von SICK bezogen, sondern eine Dienstleistung auf Basis der aktuell gültigen Normenlage. Wir verstehen uns als Consulting-Partner, der unabhängig von der eingesetzten Sicherheitstechnik die Zertifizierung begleitet.“