Das Metaverse: Darunter verstehen wir einen digitalen, dreidimensionalen, interaktiven Raum, in dem die physische und die virtuelle Welt verschmelzen. Als „Industrial Metaverse“ eröffnet es uns neue Möglichkeiten der Produktentwicklung und der Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Bei SICK kümmert sich ein spezieller Think Tank um dieses Thema. In unserem Podcast SICKnificant erklärt Arnd Sörensen , Project Manager Virtualisation, welche Möglichkeiten das sind.
Industrial Metaverse: welche Chancen die neue virtuelle Welt uns bietet
Die Aufgabe seines Teams beschreibt Arnd Sörensen so: „Im Think Tank beobachten wir die digitale Welt. Dabei konzentrieren wir uns auf disruptive Technologien, die das Potenzial haben, sehr viel zu verändern. Wir untersuchen, ob und wie wir diese für SICK nutzen können. Das Metaverse – und hier für uns als SICK das Industrial Metaverse im Besonderen – ist eine solche Technologie.“
Das Industrial Metaverse ist ein Oberbegriff, der viele verschiedene Technologien umfasst. Beispiel dafür sind etwa Augmented Reality, also die „erweiterte Realität“ als eine Kombination von digitaler und analoger Welt, oder Virtual Reality, also ein komplett virtueller Raum. Im Industriebereich erlauben es uns diese Technologien schon heute, zum Beispiel sehr große Maschinen, die nicht ohne weiteres transportiert werden können, mittels eines dreidimensionalen, virtuellen Modells auf Messen oder bei Kunden zu zeigen. „Das eröffnet uns völlig neue Möglichkeiten der Produktentwicklung und der Zusammenarbeit mit den Kunden. Unser Think Tank Team hat den Auftrag, im Unternehmen die Grundlage dafür zu schaffen, dass möglichst viele Bereiche diese Technologie gewinnbringend nutzen können“, sagt Arnd Sörensen.
Virtuelles Customer Center: Lösungsentwicklung so realitätsnah wie nie zuvor
Generell geht es bei SICK nicht nur um Produkte „von der Stange“, sondern immer mehr darum, individuelle Lösungen zu entwickeln. Genau hier kommen die Vorteile des Industrial Metaverse voll zum Tragen: „Wir können Anwendungen präsentieren oder konkrete Probleme lösen, manchmal sogar besser, als wir es in der realen Welt könnten“, sagt Arnd Sörensen.
Ein konkretes Beispiel für die Nutzung des Metaverse für SICK können virtuelle Customer Center sein, in denen wir uns mit Kunden oder potenziellen Neukunden treffen: „Dort stellen wir unsere Produkte und Lösungen vor, oder simulieren eine individuelle Lösung für den jeweiligen Kunden – so zum Beispiel eine Logistikanwendung, bei der sich Gegenstände auf einem Fließband bewegen. Wir können zum Beispiel zeigen, wo unsere Sensoren platziert werden, welche Abmessungen diese haben und wie viele davon für diese spezielle Applikation gebraucht werden. So bekommen unsere Kunden einen Eindruck davon, wie die Lösung für ihr Problem aussieht.“
Einen ersten Schritt in Richtung Industrial Metaverse hat SICK bereits mit der 2022 gelaunchten SARA App – kurz für „SICK Augmented Realiy Assistant“ – gemacht: Sie erleichtert Fehlersuche, Service und Inbetriebnahme per Augmented Reality, indem sie Sensordaten mit der realen Welt verknüpft.
Der nächste Schritt: Nutzung eines Digital Twin
Zukünftig wird es zum Beispiel auch möglich sein, Kunden in einem virtuellen Raum zu treffen, um dort den „Digital Twin“ einer real existierenden Anlage gemeinsam zu betrachten und gegebenenfalls ein Problem zu beheben. Ein solches virtuelles Abbild kann verschiedene Detaillevel haben: von einem einfachen dreidimensionalen Modell bis hin zur digitalen Simulation realer Funktionen, Mechaniken und der Elektronik. „Mit einem Digital Twin im Industrial Metaverse können wir genau sehen, ob bei einer Problemstellung bestimmte Änderungen oder Anpassungen in der Realität funktionieren“, sagt der Virtualization-Spezialist Sörensen. „Die Technologie für solche Anwendungen – sowohl Hardware als auch Software – gibt es bereits, und sie entwickelt sich derzeit rasant. Auch wir arbeiten an einer solchen Anwendung für SICK.“
Die Art der Zusammenarbeit wird sich grundlegend ändern
Bei all den Vorteilen, die das Industrial Metaverse bietet, stellt sich die obligatorische Frage: Findet zukünftig alles nur noch im virtuellen Raum und nicht mehr in der realen Welt statt? Nicht wirklich, sagt Arnd Sörensen: „Wichtig ist, zu identifizieren, wann wir wirklich einen Vorteil von der Nutzung des Industrial Metaverse haben. Es gibt viele Fälle, da eröffnet es uns faszinierende neue Möglichkeiten. Es gibt aber auch Szenarien, in denen es definitiv besser ist, sich in der Realität zu treffen. Deshalb bin ich mir sicher, dass zukünftig nicht alles im Metaverse stattfinden wird.“
Auch hybride Lösungen wären denkbar. So zum Beispiel in unserem Logistik-Technologie-Zentrum in Reute, wo reale Anwendungen zu sehen sind. „Jemand aus Australien wird die Anreise jedoch vielleicht nicht auf sich nehmen wollen. Für ihn oder sie wäre eine Abbildung im Industrial Metaverse sicherlich die bessere Lösung“, sagt Arnd Sörensen.
Das Resümee des Virtualization-Spezialisten spiegelt die Faszination wider, die diese Technologie ausübt: „Hier ist wahnsinnig viel in Bewegung, und ich bin mir sicher, dass es viele hervorragende Ideen geben wird, wie wir diese neuen Möglichkeiten nutzen können. Sicher ist nur eines: Wir stehen ganz am Anfang einer Entwicklung, die die Art und Weise, wie wir arbeiten und zusammenarbeiten, grundlegend verändern wird,“ so Sörensen.