Was 2015 mit dem Audi A8 begann, wurde inzwischen für alle Produktionsprozesse von Audi in Neckarsulm in Süddeutschland zum Standard: Vom Rohbau bis zur Auslieferung tragen sämtliche Modelle einen „Personalausweis“ mit sich, einen RFID-Transponder, beispielsweise von SICK. Er enthält die Identifikationsnummer des jeweiligen Fahrzeugs und ermöglicht über UHF-RFID-Schreib-/Lesegeräte den kontaktlosen Datenaustausch von Fahrzeugdaten.
Digitale Produktion und Logistik: Audi-Standort Neckarsulm legt weitere Grundlagen für vollvernetzte Fabrik
Damit ist das deutsche Audi-Werk das erste im Volkswagen-Konzern, das RFID als primäres Identifikationsmedium über den gesamten Produktionsprozess einsetzt. Einer der Gründe für die weitgehende digitale Vernetzung ist die fortschreitende Individualisierung der Kundenwünsche. Ob Felgen, Infotainmentsystem, Sitzbezüge oder Personalisierungen: Weit über die Farbe und Motorisierung hinaus lässt sich aus unzähligen Möglichkeiten das Wunschfahrzeug konfigurieren. Das erfordert von Audi eine sehr breite Varianz in der Produktion. Umso größere Bedeutung kommt der Aufgabe zu, jedes Fahrzeug in seiner Fertigung und in der Auslieferungslogistik jederzeit korrekt zu identifizieren. In praktisch allen Bereichen muss transparent und unverwechselbar sein, was im jeweils nächsten Schritt und auf welche Weise geschieht. Jedes Audi-Modell soll garantiert so vom Band fahren, wie es zuvor konfiguriert wurde – und ebenso garantiert an der richtigen Zieladresse landen. Diese Zuverlässigkeit wurde im Vergleich zu den bisher unterschiedlichen Identifikationstechnologien in den verschiedenen Gewerken weiter perfektioniert und mit dem durchgängigen Einsatz der RFID-Technologie vereinheitlicht.
Der einheitlichen RFID-Technologie öffnen sich immer mehr (Auto-)türen
Das Akronym RFID steht für „Radio-Frequency Identification“, die Identifikation über Funkfrequenz. Elektromagnetische Wellen ermöglichen dabei Automatisierungsprozesse über berührungsloses Datenlesen und -speichern. Die entsprechenden Schreib-/Lesegeräte arbeiten im Ultrahoch-Frequenzband zwischen 860 und 960 MHz, das sich für besonders große Reichweiten und schnelle Übertragungen eignet, und erkennen an jedem Modell den jeweiligen Produktionsschritt.
Jeder am Standort gefertigte Audi – vom Audi A4 bis zum vollelektrischen Audi e-tron GT – erhält bereits beim ersten Fertigungsschritt im Karosseriebau einen RFID-Datenträger (oder „tag“). Dieser wird am rechten Hinterwagen der Karosserie angebracht und begleitet jedes Fahrzeug von dort aus in die Lackiererei zur Montage bis hin zur Auslieferung an seinen Kunden. Ein zusätzlicher Nutzen für Audi dabei: Das Anbringen des 30x50 mm kleinen Tags direkt auf das Metall erlaubt nun flexiblere Möglichkeiten der Positionierung am Fahrzeug. Und im Gegensatz zu früheren Labels verbleibt dieser Transponder am Fahrzeug – auch nach dem Produktionsende. Der bisher erforderliche Halter zur Befestigung der Labels entfällt zusätzlich.
Der funkbasierte, passive Datenträger enthält eine Antenne und einen Chip. Durch den digitalen Datenaustausch über das Tag lassen sich sämtliche Werkstücke an jeder Station lokalisieren und identifizieren, vom Karosseriebau über die Lackiererei bis zur Endmontage. Als passives RFID-Label erhält es die Energie zur Datenübertragung vom RFID-Schreib-/Lesegerät.
Zuverlässig, auch wenn es heiß hergeht
Sowohl das Transponderlabel als auch der OMT (On-Metal-Transponder) eignen sich für alle Herstellungsprozesse. Und das in herausfordernder Umgebung, denn die Datenträger haben während der Produktion extreme Einflüsse auszuhalten. Dabei zeigen sie sich äußerst widerstandsfähig gegenüber äußeren Produktionseinflüssen. Der RFID Datenträger hält sogar den hohen Ansprüchen in der Lackiererei stand: Elektrostatische Einflüsse oder hohe Temperaturen von über 200 °C können sie nicht beeindrucken, wenn sie mit Korrosionsschutzmitteln geduscht oder in der Lack-Vorbehandlung gebadet werden.
Klarheit und Einheitlichkeit Step by Step
Die unverwechselbare Identifikation legt für jede am Fahrzeug arbeitende Person sofort den nächsten (Individualisierungs-)Schritt fest. Am Ende der Produktion wird der Datenträger dauerhaft unlesbar gemacht.
Ein weiterer Vorteil der RFID-basierten Datenübersicht ist die Einheitlichkeit über den gesamten Prozess hinweg anstelle eines Sammelsuriums, resultierend aus verschiedenen Technologien. Das ermöglicht z. B. aussagefähigere Analysen von Trends, schließlich sind die verschiedenen Lesesituationen miteinander vergleichbar. Und je besser die Informationen, desto größer die Optimierungspotenziale des Produktionsprozesses. So lassen sich Verbesserungsmöglichkeiten nutzen und Abweichungen noch vor ihrem Auftreten voraussehen.
Durch die Vollvernetzung steigert das Audi-Werk Neckarsulm seine Anlagenverfügbarkeit ebenso wie die Effizienz. Es lässt sich festhalten: Die RFID-Technologie ist eine wichtige Grundlage für eine vollvernetzte Fabrik und soll in den kommenden Jahren zum Standard in allen Gewerken der weltweiten Audi-Werke werden.
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